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100 Meilen Lauf in Istrien

Posted on 21. April 2018

Servus Berny,

nun sind bereits einige Tage vergangen, nach meinem 100 Meilen Lauf in Istrien (168km mit 6500HM).
Mittlerweile fühlen sich die Füße wieder ganz locker an und nicht wie am Sonntag – als wären sie eine Betonschalung J

Start war am Freitag um 17:00 in Labin, das ist auf der Ostseite in Istrien. Das Ziel war an der Westseite in Umag.
Dazwischen lag landschaftlich sehr reizvolles Gebirge welches es zu bezwingen galt. Es war für mich meine erste
100 Meilen Distanz daher war meine Aufregung zum Beginn sehr groß. Ich hatte zwar bereits einige Bergrennen mit
vergleichbaren Höhenmetern bezwungen, aber diese waren kürzer bis ca. 85km. 100 Meilen ist dann doch nochmals das
doppelte, das war nicht ganz einfach für´n Kopf.
Ich redete mir ein, die meisten Höhenmeter sind in der ersten Hälfte, und im 2. Abschnitt sind es nur mehr 1500HM, das ist doch
nicht viel für 80km, so meine Rechnung.

Ich lief die Erste Hälfte sehr bedacht und so gut es möglich war „muskelschonend“, da ich wusste, wenn ich die 2. Hälfte nicht
mehr laufen kann und die meist Zeit gehen muss, würde es extrem hart werden. Bis zur Halbzeit in Buzet brauchte ich 15h:35min,
inklusiver ausgedehnter Körperversorgung, wie Füße einschmieren, erste Scheuerstellen abkleben…
Dies ist sehr wichtig, man fühlt sich nachher wieder um einiges frischer und Kleinigkeiten am beginn können sich zu großen Problemen
am Ende des Rennens entwickeln.

Frisch gestärkt ging es in die 2. Hälfte und ich fühlte mich echt gut. Ich konnte noch gut laufen und auch muskulär fühlte ich mich einigermaßen frisch.
Nun machte ich mir immer kleinere Ziele nur mehr bis zu nächsten Labstation usw.. Die Zeit bis zur nächsten Labstation fühlte sich
immer länger an. Auch der Blick auf das Höhenprofil, welches sich auf der Rückseite der Startnummer befand, wiederholte sich immer öfter.
Es kamen schön langsam Gedanken wie, das gibt es doch nicht, so ein kleiner Muckenschiss am Höhenprofil kann doch in Wirklichkeit nicht
soweit sein.

Aber ich lief und ging weiter, Labe für Labe bis zur vorletzten ging es so eigentlich ganz gut. Aber dann: die vorletzte Labe, ich wusste
Ich hatte bereits 148 km geschafft, ab jetzt geht es nur mehr bergab. Ich machte meine Stirnlampe wieder scharf für die 2. Nacht und zog mir
warme Kleidung über, denn sobald die Sonne weg war wurde es frisch.
Meine Beine waren zu diesem Zeitpunkt schon extrem schwer und an ökonomisches Laufen war nicht mehr zu denken. Es war eher ein Lauf-
Geh-irgendwie-move, Hauptsache ins Ziel. Ich bewegte mich also so hinunter auf den letzten Forststraßen und Pfaden bis ich auf Asphalt kam.
Uhh… Asphalt ist sehr böse für meine Beine stellte ich fest, aber ich wusste ja, dass es nicht mehr weit war bis zur allerletzten Labe und dann noch
12 km. Wie soll ich denn die noch schaffen?

Bei den letzten 12 km war an Laufen nicht mehr zu denken. Es ging anfangs über Asphalt und dann über Forststraßen gaaanz langsam Richtung Umag.
Was mich extrem fertig machte war, dass wir nur durch Wald und Wiesen liefen, bzw. gingen und ich kein einziges Licht der Stadt sah…? Ich war echt
am Verzweifeln, übermüdet, ausgepowert, ich wollte einfach nur ankommen und die Stadt kam einfach nicht. Nichts, kein Licht nur Wald, ich und ein
Amerikaner die sich ebenfalls durchbewegte und wir uns gegenseitig sagten das es nicht mehr weit ist.
Nach einer halben Ewigkeit kam dann doch noch Licht doch jetzt sah ich erst wie weit dies Stadt noch weg war. Verdammt richtig weit aber ich sah sie schon,
das war gut. Es ging weiter und weiter und ich näherte mich Stück für Stück. Mein Orientierungssinn war zu diesem Zeitpunkt schon ausgeschaltet, zum
Glück war die Strecke sehr gut mit reflektierenden Fähnchen markiert.
Es ging weiter, ein Streckenposten kam mir entgegen, ich fragte wie weit es noch ist. Er sagte 3km! Ich drehte durch, und schrie in an, zum Glück hat er mich
nicht verstanden, es tut mir auch leid was ich gesagt habe aber zu diesem Zeitpunkt glaubte ich echt die letzten 12 km sind in Wirklichkeit 50.
Vor mir der Italiener schrie auch, wir verstanden uns zwar nicht, meinten aber beide sicher das selbe J
Ich war wieder auf Asphalt und mittlerweile schon in der Umag wo mich die nächsten Streckenposten einklatschten. Meine Frage natürlich wie weit und sie sagten
5 min. Jipppi 5 min!!! 5 min gehe ich wenns sein muss auf allen 4, ich habs geschafft… noch über einen Zebrastreifen beim Kreisverkehr. Im Straßenlaternenlicht
hatte ich sogar selbst das Gefühl als würde ich den Zombie-Walk machen.
Die letzten Meter auf der Zielgeraden wurden natürlich wieder gelaufen und ENDLICH im Ziel. Wow war ich Glücklich – und fertig zugleich.

Um 23:45 im Ziel fast 31h nach dem Start in Labin. Nun kam auch die Müdigkeit hoch. Ich wollte einfach nur mehr duschen und ins Bett. Auch meine Beine
wussten das es geschafft war und ließen sich kaum mehr heben. Ich sehnte mich nach einem Rollator J

Am nächsten Tag war ich um 08:00 munter und meine Füße waren bereits um 50% erholter als 8h zuvor. Generell war die Erholung sehr gut. Am Sonntag bin ich
etwas durch die Ortschaft spaziert, das hat die Beine wieder gelockert. Es war sehr lustig am Geh-Stil zu beobachten, wer am Bewerb teilgenommen hatte und wer nicht.

Ich möchte mich besonders bei meinem Trainer Berny Schimpl bedanken. In der Vorbereitungsphase war leider an Lauftraining sehr lange nicht zu denken, da ich eine
hartnäckige Verletzung am Schienbein hatte. Berny hat ein perfektes Alternativtraining für mich zusammengestellt, nur so war es möglich überhaupt beim Rennen zu starten.
Ohne Alternativstunden am Bike, Kräftigungsübungen und in der Folge einen langsamen Einstieg ins Laufen wäre ich sicher nie so weit gekommen.

Besten Dank nochmals für alles!

Liebe Grüße
O.

———-

Hoffe Rennbericht ist nicht zu lange, ist nicht so einfach die Erlebnisse kürzer zu verfassen J hoffe es passt.
Nächstes Ziel ist Großglockner Ultra am 27.07.2018 mit 110km und 6500hm.

Im Sommer möchte ich eine laufende Alpenüberquerung starten, da weiß ich noch nicht welches Datum.. Schwebt mir noch im Kopf rum..
Bitte auch einige Rennradausfahrten einplanen ( 70% laufen 30% Rennrad)

Besten Dank!
O.

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